Zwei schöne, inspirierende Tage auf dem Agile Camp Berlin sind vorbei und ich möchte meine Erlebnisse gerne hier mit euch teilen.
Orga toll, Atmosphäre toll, Location toll!
Das Orgateam hat einen tollen Job gemacht und verdient an dieser Stelle nochmal dickes Lob und Dankeschön für die getane Arbeit. Ich finde, es kann gar nicht zu oft gesagt werden, wie toll es ist, wenn sich jemand in seiner Freizeit und in der Regel auch noch ohne Bezahlung aus eigener Motivation heraus für die Gemeinschaft engagiert. Ich selber mache das bspw. viel zu selten.
Richig gut gefiel mir die internationale Atmosphäre auf dem Camp, es kamen Leute aus ganz Deutschland, den Niederlanden, Polen, Spanien, Frankreich … Camp-Sprache war fast die gesamte Zeit englisch, alle Sessions fanden auf englisch statt. Das ist halt Berlin – doch nochmal ein wenig anders als Köln. Da ich in meinem Job in beiden Teams in 1. Linie englisch spreche, ist eine solche Veranstaltung daher für mich immer eine gute Übung.
Die Evangelische Schule in Berlin-Zentrum war eine coole Location für eine solche Veranstaltung, ein bisschen fühlte es sich an wie früher zu Schulzeiten. Insbesondere die Toiletten 🙂
Nicht zu vergessen natürlich die Goodybag, die mit tollen Sachen vollgepackt war, wie z.B. dem Sipgate-Buch über ihre 24 Work Hacks und einem neuland-Stift und den weiteren Goodies, die es auf dem Camp gab von den obligatorischen Aufklebern über Flowrence, der Kanban-Ente hin zu wirklich tollen Lernkarten über Kanban, Scrum und Retrospektiven, die zum Camp-Preis von 15 € vor Ort gekauft werden konnten. Ich hab gleich alle drei Boxen erstanden, da man sie sehr schön für Trainings, Mentoringprogramme oder auch einfach zum fixen Nachschlagen benutzen kann.
Bar Camps sind ein gutes Lernformat.
Meine 1. Session zum Thema Strategic Scope Management fing ein wenig konfus an, ich konnte leider keinen so rechten roten Faden erkennen. Ich habe zumindest den Gedanken der radikalen Transparenz mitgenommen und den Begriff „Agiler Festpreis“ kennengelernt, ein interessantes Konstrukt, das uns das (agile) Leben an der einen oder anderen Stelle aus meiner Sicht durchaus erleichtern könnte.
Um eins meiner Lieblingsthemen ging es in der 2. Session, Psychological Safety*. Wie können wir zwischenmenschliche Nähe und eine vertrauensvolle Atmosphäre erzeugen, wenn wir dies als Grundlage für gute Zusammenarbeit ansehen? Die 100 Questions der School of Life sind hier eine Möglichkeit, sich als Team besser kennenzulernen. Wichtig ist dabei, dass die Fragen mit dem notwendigen Fingerspitzengefühl ausgewählt werden, da sicher nicht jede Frage zu jedem Zeitpunkt für jedes Team die richtige ist.
In meiner 3. Sessions sprachen wir über Retrospektiven. Sicher kein unbekanntes Thema, ich bin kein absoluter Newby mehr und habe in den letzten 2,5 Jahren schon eine Menge Retros in verschiedenen Teamkonstellationen durchgeführt. Dennoch war das eine meiner liebsten Sessions, da sie für mich auch den größten Praxisbezug hatte und ich in der Diskussion sowohl auf ein paar schöne neue Ideen kam als auch an ein paar alte gute erinnert wurde 🙂
In der 4. Session sprachen wir über Dogmen, denen gerade Frauen in der agilen Welt begegnen. Wichtige Erkenntnisse für mich waren, dass in meinem Unternehmen zumindest nach meiner Wahrnehmung und im Vergleich zu anderen schon einiges gut ist. Dass es sowohl für Frauen als auch (zumindest die anwesenden) Männer nicht immer eindeutig ist, welches Verhalten „das richtige“ ist. Dass Austausch in diesem Zusammenhang unbedingt wichtig ist und dass sich jeder letztlich frei und sicher genug fühlen dürfen sollte, die eigene Meinung zu äußern. Das gilt sowohl für Frauen als auch für Männer.
Zum Abschluss war ich in einer Session, in der das Buch Gung ho vorgestellt wurde – Motivation war das Thema und es ging hierbei um einen personenzentrierten Ansatz, um Energie und Motivation in Organisationen zu stärken. Auch wenn ich den Gedanken immer etwas schwierig finde, dass ich andere Menschen motivieren kann, war die Diskussion kurzweilig und gut. Nur das Buch habe ich am Ende leider nicht gewonnen 🙂
Bei der Session „Agile goes non profit“ von Thomas Zimmermann von swapwork war ich leider nicht dabei, bekam aber die Diskussion im Anschluss noch ein wenig mit. Den Gedanken finde ich sehr interessant, gemeinwohlorientierte Organisationen bei ihrer Tätigkeit mit agilen Methoden zu unterstützen, da das auch aus meiner Sicht wunderbar mit den agilen Prinzipien zusammenpasst.
Games, Games, Games!
Für den 2. Tag standen agile Spiele auf dem Sessionplan. Wir spielten Giapponese Steps, probierten jede Menge Icebreaker und Energizer aus (tatsächlich die Session, in der ich am allermeisten gelacht habe) und zum Schluss gab es Session mit dem Titel „Stricter than Berghain“, in der mit Hilfe einer schönen Analogie über den harten Berghain-Türsteher Sven sehr kurzweilig dargestellt wurde, wie ein Product Owner sein Backlog pflegen und in Ordnung halten soll. Leider konnte ich diese Session nicht ganz bis zum Ende mitmachen, da ich mich auf den Heimweg nach Köln machen musste.
Zwischenrein hatte sich in den Games-Tag heimlich noch eine gute Session über Story Maps geschmuggelt, in der mir ein bisher nur auf hohem Level bekanntes Thema mal anschaulich erläutert wurde.
Agiler Austausch ist wertvoll – die Mischung macht’s.
Sich mit Gleichgesinnten zwei ganze Tage lang und am ersten Tag sogar noch bis in den späten Abend hinein über das Thema Agilität auszutauschen, macht mir richtig viel Spaß! Auch wenn man manchmal aufpassen muss, nicht in kollektives Klagen auszubrechen, weil eben doch überall ähnliche Dinge noch nicht funktionieren, die agile Transformation oft gleiche Probleme verursacht transparent macht und alle irgendwie mit ähnlichen Hürden zu kämpfen haben.
Insgesamt hätte ich mir eine andere Verteilung der Sessions gewünscht; einen kompletten Tag zum Thema Games fand ich etwas zu viel. Dem aushängenden Feedback nach zu urteilen, erging das nicht nur mir so, aber das ist nur eine kleine Kritik an den 2 Tagen und auch etwas, was sich natürlich ganz einfach ändern lässt.
Raus aus dem Alltag!
Mir haben diese zwei Tage wirklich gut getan. Es war gut, mal wieder aus dem eigenen Alltagstrott heraus zu kommen und sich mit anderen Menschen auszutauschen, neue Impulse zu bekommen und sich gegenseitig zu inspirieren.
Mein Problem bei Bar Camps ist ja immer, dass ich am liebsten an allen Sessions teilnehmen möchte und immer Sorge habe, ich sitze möglicherweise in der falschen 🙂 Für eine schnelle, unkomplizierte Wissensvermittlung finde ich Bar Camps weiterhin ein tolles Format. Und das Schöne ist ja, dass wir es als Teilnehmer immer selber zumindest ein Stück weit mit in der Hand haben, ob die Veranstaltung inhaltlich gut wird. Wenn die Themen nicht die richtigen sind, kann man selber Themen einbringen.
Eine eigene Session hatte ich allerdings nicht dabei, ich hatte es tatsächlich gedanklich vorher nicht auf die Reihe bekommen, mir rechtzeitig etwas zu überlegen und vorzubereiten. Beim nächsten Mal vielleicht?
Unter dem Hashtag #acberlin19 könnt ihr auf Twitter und Instagram noch weitere Beiträge der Teilnehmer finden.
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* Ich hatte hierzu auch schon einmal etwas gebloggt.
Eine Antwort auf „Zwei Tage Agile Camp Berlin“
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