Höher, besser, weiter!?

Hier war es die letzten Monate sehr still. Es gab keine neuen Beiträge mehr im Blog und auch keine großen Updates auf Instagram oder Twitter. Das hatte gar keinen so expliziten Grund. Irgendwie passte das Bloggen die vergangenen Monate einfach nicht mehr für mich. Langsam merke ich aber, dass ich euch wieder gerne an meinen Gedanken teilhaben lassen und das regelmäßige Bloggen wieder aufgreifen möchte – ein Vorhaben, das sich die letzten Wochen so peu à peu wieder neu entwickelt hat, und gar nicht direkt etwas mit irgendwelchen Neujahrsvorsätzen zu tun hat. Daher will ich auch einfach direkt damit anfangen. Inhaltlich passt mein erstes Thema allerdings ganz gut zu meinen Vorhaben für das kommende neue Jahr, die unter anderem mit Veränderung, Entwicklung und kontinuierlicher Verbesserung zu tun haben.

Muss es denn immer besser werden?

Kürzlich kam es zwischen ein paar Kolleg:innen und mir zu einer Diskussion: Sind permanente Veränderung und der ständige Fokus auf Verbesserung, wie im agilen Arbeiten üblich, wirklich gut? Oder nicht vielleicht sogar auf Dauer gefährlich?

Ich persönlich mag – mittlerweile – den Gedanken, regelmäßig den Status Quo zu hinterfragen und bewusst darüber nachzudenken, ob noch alles passt. Zunächst einmal für mich, aber dann auch für mein Umfeld. Ich glaube – mittlerweile – an den Wert kontinuierlicher Verbesserung. Dabei spreche ich nicht von einem ständigen, unreflektierten Höher! Besser!! Weiter!!! Ich spreche davon, regelmäßig und ggf. auch kritisch zu hinterfragen, was für mich passt wie es ist und was möglicherweise nicht. Und genau hier möchte ich  anzusetzen, etwas zu verändern und Verantwortung zu übernehmen.

Problem? Lösung!

Das war ganz bestimmt nicht immer so. Die Diskussion mit meinen Kolleg:innen erinnerte mich an eine Situation mit einem anderen Kollegen vor einigen Jahren. Ich hatte gerade erst angefangen, als Agile Master zu arbeiten und mich in diese neue Rolle hinein zu finden. Aus meiner bisherigen Rolle als Projektleiterin heraus nahm ich damals auch noch an einem einstündigen wöchentlichen Statusmeeting teil. Du kennst solche Meetings bestimmt: Jede/r der Teilnehmer:innen teilt der Reihe nach seinen Status. Für die anderen ist das nur partiell interessant. Die meisten machen daher andere Dinge nebenher: Sie schreiben Mails, lesen Mails, während sie mit einem Ohr (oder weniger) zuhören. Diese Meetings sind so langweilig wie es klingt. Aber sie erschienen mir notwendig zu sein. Es war wichtig, dabei zu sein und Präsenz zu zeigen. Dachte ich. Obwohl ich oft genug nur einen Bruchteil der geteilten Informationen wirklich mitbekam.

So überlegte ich mir, wie ich meine Aufmerksamkeit erhöhen und mich mehr auf diese Meetings konzentrieren könnte. Wie ich diese Stunde pro Woche gewinnbringender für mich nutzen könnte. Da Visualisierung ein Bestandteil meines Jobs ist und ich ohnehin auch meine Zeichenskills trainieren wollte, überlegte ich, diese wöchentliche Stunde einfach zum Sketchnoten zu nutzen. Ich war ziemlich happy mit der Idee und hab sie auch in 2-3 Meetings recht erfolgreich für mich umgesetzt. Ziemlich stolz erzählte ich einem Kollegen davon, was ich mir für eine schlaue Idee überlegt hatte und wie gut sich diese in die Praxis umsetzen lässt.

Gut gemeint ist nicht gut gemacht (oder gedacht).

Ich erinnere mich noch gut an seine Reaktion. Er meinte: „Das ist ja toll, Dagmar, dass du für dich eine gute Lösung gefunden hast. Aber wäre es nicht viel sinnvoller zu überlegen, warum du überhaupt zu diesem Meeting gehst, wenn es keinen Sinn stiftet? Oder zu überlegen wie ihr gemeinsam dieses Meeting verbessern könntet, um die Stunde effektiv zu nutzen?“

Diese Fragen haben mich damals sehr nachdenklich gemacht. Ich hatte nämlich keine Antwort darauf. Um genau zu sein hatte ich überhaupt noch nie über diese Fragen nachgedacht.

Löse ich ein Problem – oder arrangiere ich mich damit?

Warum erzähle ich dir diese Geschichte? Die eingangs beschriebene Diskussion mit den Kolleg:innen hat mich wieder an meinen Aha-Moment von damals mit meinem Kollegen erinnert. Ich bin definitiv der Meinung, dass wir Dinge nicht verändern sollten, einfach nur um etwas zu verändern. Ich stimme ihnen auch völlig zu, dass wir schätzen sollten, was wir schon geschafft und erreicht haben und diese Erfolge nicht aus dem Blick zu verlieren. Unabhängig davon halte ich es aber trotzdem für essenziell, regelmäßig den Status Quo zu hinterfragen.

Durch die Fragen meines Kollegen damals fing ich an zu verstehen, dass ich durchaus manchmal Workarounds bevorzuge – aus Bequemlichkeit, aus Gedankenlosigkeit, aus Gewohnheit – anstatt ein Problem wirklich zu lösen und damit zu einer Verbesserung des Status quo beizutragen. Bis zu dem Kommentar meines Kollegen war mir in der Deutlichkeit überhaupt nicht bewusst gewesen, dass ich ein bestehendes Problem manchmal völlig ignoriere.

I believe in challenging the status quo*.

Aufgrund dieser Erkenntnis halte ich kontinuierliche Verbesserung auch keineswegs für gefährlich, sondern für eine sehr wachstums- und lösungsorientierte Haltung. Unsere Welt dreht sich immer weiter, unser Umfeld verändert sich ständig. Ich möchte daher immer offen bleiben für kontinuierliche Verbesserungen.

Sollten wir tatsächlich eines Tages den Moment erreicht haben, dass es wirklich nichts mehr zu verbessern gibt, bin ich happy und auch bereit, das zu akzeptieren. Ich glaube allerdings, dieser Moment kommt noch nicht so bald.

Und in diesem Sinne wünsche ich dir nun einen guten Start in ein Buntes und erfülltes 2022 mit vielen Möglichkeiten zu kontinuierlicher Verbesserung – bleib gesund!

 


* Das ist in etwa der Anfang von Apples Why, das ich in seiner Aussage sehr mag und das aus meiner Sicht gut zum Gedanken der kontinuierlichen Verbesserung passt.

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