Why? Start with Why!

Dieses sehr eigenartige Jahr 2020 geht langsam seinem Ende zu. Ich habe die Tage einen ausführlicheren Blick auf die Ziele geworfen, die ich mir Anfang des Jahres gegeben hatte. In Summe sieht das Ergebnis gar nicht so schlecht aus.

Allerdings ist mir auch dieses Jahr eine Sache wieder aufgefallen: Ich bin großartig darin, Dinge anzufangen, neue Ideen zu starten und verschiedene Bälle in die Luft zu werfen – um sie dann irgendwann auf halber Strecke einfach runterfallen zu lassen, das angefangene Projekt unfertig liegen zu lassen und mich einem anderen Thema zu widmen. Ich beginne so oft verschiedene Dinge gleichzeitig, setze Ideen nur halb um, lese die ersten Kapitel toller Bücher und nehme mir schon das nächste vor, bevor ich mit einem fertig bin.

Ich kenne niemanden, der so viele Bücher angefangen hat zu lesen wie ich. Ich habe von etlichen Büchern die erste Hälfte gelesen, aber nicht den Schluss. Da sind einfach zu viele Ideen, die ich umsetzen und zu viele Dinge, die ich gerne ausprobieren möchte.

Getting things done!

Ich bin durchaus der Meinung, dass der Weg zum Ziel wichtig ist. Aber nicht nur. Wirkliche Zufriedenheit liegt auch darin, Dinge zu erledigen, sie abzuschließen und das gesetzte Ziel zu erreichen. Etwas zu erreichen, das ich mir vorgenommen habe, erhöht meine eigene Wirksamkeit.

Zu viele unfertige Aufgaben stressen und ich komme so auch nie dazu, die Früchte meines Tuns zu ernten.

Eines meiner Ziele für 2021 ist es daher, mich stärker zu fokussieren, Dinge durchzuziehen und  abzuschließen. Dazu möchte ich mich auf die mir wirklich wichtigen Themen konzentrieren. Woher weiß ich aber, welche das für mich sind, was mich wirklich antreibt und warum mir diese Themen wichtig sind?

Warum stehe ich morgens auf?

Um für mich eine Antwort auf diese Fragen zu finden, wollte ich mich mit meinem Why auseinandersetzen. Mein Why kann mir dabei helfen, einen klaren Fokus zu setzen, was ich wirklich tun möchte. Inspiriert hatte mich dazu vor allem Start with Why von Simon Sinek. So hatte ich zunächst den Onlinekurs von Simon Sinek durchgearbeitet, mit dem mein Mann gute Erfahrungen gemacht hatte. Das Ergebnis war für mich allerdings noch nicht ganz zufriedenstellend. Mir fehlten das Gespräch und die Reflexion mit einem geeigneten Gesprächspartner. Ich wünschte mir Unterstützung durch einen erfahrenen Coach, der diesen Why-Prozess kennt und mich hindurch leiten kann. 

Ich entschied mich daher, ein Why-Coaching mit Maik Baum von der Baum-Akademie anzufangen.* Und auch wenn der Prozess noch nicht abgeschlossen ist, kann ich bereits sagen, dass ich ihn großartig finde. Er hat mir jetzt schon kraftvolle und inspirierende Erkenntnisse geliefert.

Da mich mittlerweile verschiedene Leute gefragt haben, was denn ein Why-Coaching ist und wie dieser Prozess funktioniert, wollte ich ihn euch gerne mal aufschreiben.

Find your Why!

Es geht darum, für sich selbst herauszufinden, was einen wirklich ausmacht und erfüllt und was der eigene Beitrag ist, um daraus die eigene Wirksamkeit abzuleiten. Klingt sehr hochtrabend und nach Selbstverwirklichung**? Mag sein. Nur glaube ich, es sollte kein Luxus sein, sondern eine Selbstverständlichkeit, dass wir Menschen Dinge tun, die uns ausfüllen – und das dann eben auch mit Leidenschaft und wirklich gut.

Der Why-Prozess beinhaltet mehrere Schritte.

1. Eigene Geschichten sammeln und Muster finden

Um mich meinem Why zu nähern, hatte ich mir zuerst mehrere (so 6 – 10) Geschichten aus meinem Leben überlegt, die wichtig und relevant für mich sind. Das können traurige, spannende, lustige oder auch inspirierende Geschichten sein – wichtig ist einfach, dass sie für mich eine Bedeutung haben. Danach suchte ich mir einen geeigneten Gesprächspartner, um diesem meine Geschichten zu erzählen. Dessen Aufgabe ist es, mir gut zuzuhören, Fragen zu stellen und aus den erzählten Geschichten wiederkehrende Muster zu erkennen. Damit das gut funktioniert, ist es wirklich wichtig, den richtigen Gesprächspartner zu haben. Mich hat es unheimlich beeindruckt, zu welchen Erkenntnissen ich durch Maiks kluge Fragen gekommen bin und wie ich auf einmal Muster in meinen Geschichten sehen konnte, die mir vorher nie aufgefallen waren.

2. Muster gruppieren und ersten Entwurf erstellen

Als nächstes haben wir die erkannten Muster gruppiert und überprüft, welche davon am häufigsten auftraten. Hier konnte ich schon mal in mich reinhören, was davon am stärksten mit mir resoniert. Aus meinen Geschichten und den Mustern ließen sich wiederkehrende Beiträge und die von mir dadurch erzielte Wirkung erkennen. Auch hierbei fand ich es sehr wertvoll, dass mir jemand Erfahrenes beim Clustern und identifizieren meiner Beiträge und deren Wirkung helfen konnte. Aus dem Extrakt setzten wir am Ende einen ersten Entwurf meines Why-Statements zusammen.

Ein Why-Statement ist nach folgendem Schema aufgebaut (der besseren Verständlichkeit halber auf englisch):

To                            (insert your contribution),
so that                              (insert your impact).

Beispiel-Why von Simon Sinek:

To inspire people to do the things that inspire them
so that together we can change our world.

3. Friends Exercise

Parallel zu den ersten beiden Schritten hatte ich schon mit der sogenannten Friends Exercise angefangen. Hierfür hatte ich Menschen in meinem Umfeld ausgewählt, mit denen ich diese Übung gerne machen wollte (und sie natürlich auch gefragt, ob sie dazu bereit wären). Inhalt der Übung ist es, zu fragen, warum die jeweilige Person mit mir befreundet ist und welche Wirkung das Zusammensein mit mir auf sie hat. Klingt erst einmal nach einem Feedbackgespräch, aber in Wirklichkeit liegt der Fokus in dem Gespräch nicht bei mir, sondern bei der anderen Person. Relevant ist, was es mit ihr macht und was es bei ihr auslöst, wenn sie mit mir zusammen ist. Da kamen schon wunderschöne und tiefgehende Gespräche heraus – wirklich ein ganz toller Teil dieses Prozesses (den man sicherlich auch umgekehrt mal für seine Freunde machen kann).

4. Alle Erkenntnisse zusammenfassen

Ich bin gerade an diesem Schritt angelangt bzw. werde noch das eine oder andere Gespräch mit mir nahestehenden Menschen führen. Aus all den Erkenntnissen darf sich der erste Entwurf meines Whys jetzt weiter schärfen und in mir arbeiten, bis daraus ein mich emotional ansprechender Satz entsteht. Der Part ist wichtig: Es geht nicht darum, mit diesem Satz irgendjemanden zu beeindrucken. Der Satz muss auch nicht fancy sein. Es geht alleine darum, dass er mich anspricht und in mir emotional etwas auslöst.

5. Hows und Whats ableiten

Wenn mein Why steht, geht es daran, daraus meine Hows und Whats abzuleiten. Wie lebe ich mein Why? Was will ich konkret dafür tun? Mein Why bietet mir die Möglichkeit, all meine Ziele, all mein Tun darauf auszurichten, weil ich damit weiß, was mich im Kern inspiriert und motiviert. Weil es mir eindeutig sagt, wofür ich morgens aufstehe, weil es mir eine klare Ausrichtung gibt. Nicht nur für 2021, sondern für mein gesamtes Leben.

Mein Why darf sich entwickeln.

Mein Why-Prozess ist noch nicht abgeschlossen, aber ich kann schon jetzt sagen, dass er bei mir etwas Positives ausgelöst hat, dass er mich inspiriert und neugierig macht, dass er mich beeindruckt und ich die neu gewonnenen Erkenntnisse unheimlich wertvoll für mich finde. Wenn der Satz final steht und für mich ganz rund ist, werdet ihr ihn irgendwann auch hier erfahren. Noch darf er ein bisschen in mir arbeiten.

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* Ja, ich bin damit zum Zeitpunkt dieses Blogbeitrags noch nicht fertig – die Ironie dieser Aussage ist mir durchaus bewusst. Ich will das Why-Coaching mit Maik aber unbedingt noch abschließen.
** Zum Thema Selbstverwirklichung hatte  ich übrigens mal ein interessantes Gespräch. Für mich persönlich hat der Begriff Selbstverwirklichung immer einen negativen Beigeschmack, da ich ihn nur im Kontext von Egoismus und eigenen Zielen kenne. Bis ihn mir mal jemand aus seinem Blickwinkel beschrieben hat, für den dieser Begriff durch und durch positiv besetzt ist. Wie ihr hier unschwer erkennen könnt, ist es mir noch nicht gelungen, meine Sicht zum Thema Selbstverwirklichung ins Positive zu verändern.

 

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