Mein heutiges Nikolausgeschenk war nicht in einem meiner Stiefel versteckt, denn dafür war es zu groß. Ich habe das Buch The Responsibility Process von Christopher Avery geschenkt bekommen, worüber ich mich unheimlich freue. Ich hatte zwar schon die Gelegenheit, in die eBook-Version reinzuschauen, allerdings gibt es so Bücher, in denen ich hin- und herblättern, etwas anstreichen und mir PostIts reinkleben möchte. Bücher, die ich immer wieder zur Hand nehme, um noch einmal etwas nachzulesen. Dafür mag ich echte Bücher lieber. Und genau so ein Buch ist „The Responsibility Process“.
Ich hatte dieses Jahr die Gelegenheit, an einem Workshop von Nadine und Henning Wolf von it-agile über den Responsibility Process teilzunehmen – ein Workshop, der mich sehr beeindruckt und zum Nachdenken angeregt hat. Dort habe ich den Responsibility Process im Detail kennengelernt.*
Worum geht es?
Das Buch beschreibt den sogenannten Responsibility Process, ein Modell, das aufzeigt, wie unsere mentalen Denkmuster funktionieren, wie wir Entscheidungen treffen und letztlich Verantwortung für uns und unser Leben übernehmen. Wenn wir nicht in Verantwortung sind und handeln, führt das zu Unzufriedenheit und wir können unsere Probleme nicht lösen.
Der Prozess funktioniert dabei nach den folgenden Stufen, die unser Gehirn mal schneller, mal langsamer durchläuft. Und manchmal bleiben wir auch auf einer Stufe stecken.
Zu lesen in Stufen von unten nach oben:
Verantwortung – ich übernehme Verantwortung
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(Aufgeben – ich lasse es sein)
Verpflichtung – ich muss das tun
Schämen – ich bin unfähig und zu blöd
Rechtfertigen – warum ich nichts dafür kann
Beschuldigen – jemand anderes ist schuld
(Leugnen – das Problem existiert gar nicht)
Klingt trivial? Das Modell an sich ist tatsächlich sehr einfach – die eigentliche Herausforderung liegt wie so oft in der praktischen Anwendung. Das Gute dabei aber ist (wie so häufig finde ich), dass ich täglich Anwendungsmöglichkeiten dafür finde und letztlich auch jeden Tag wieder neu trainieren kann, den Responsibility Process anzuwenden. Wenn es gestern noch nicht so lief wie ich mir das wünsche, versuche ich es heute einfach wieder neu.
Welche Erkenntnisse habe ich gewonnen?
Was ist meine eigene Erkenntnis bisher zu diesem Prozess? Ich glaube, dass ich die vergangenen Jahre viel im Zusammenhang mit persönlicher Weiterentwicklung gelernt habe. Dennoch war irgendwann meine ernüchternde Feststellung, dass ich in meinem Leben oft im Status „Beschuldigen“ feststecke. Dass ich in einer für mich relevanten Fragestellung oder bei einem Problem immer jemanden suche – und auch finde -, dem ich vorwerfe, dass es nicht so läuft wie ich mir das wünsche. Dabei bin ich oftmals auch sehr hartnäckig und kann da sehr viel Energie investieren. Theorie ist eben doch noch einmal etwas ganz anderes als die praktische Umsetzung.
Wie komme ich zu mehr Verantwortung?
Das Buch bietet Lösungen in Form von drei Schlüsseln auf dem Weg zu mehr Verantwortung:
Absicht: Ich entscheide mich, den Zustand von Verantwortung zu erreichen, erkläre mir selbst diese Absicht und lenke meine Gedanken in eine positive Richtung. Das kann ich ganz generell tun oder auch im Zusammenhang mit einem konkreten Problem.
Aufmerksamkeit: Ich widme diesem Lernprozess und meiner konkreten Absicht meine volle Aufmerksamkeit. Diese Aufmerksamkeit hilft mir, die Momente zu erkennen, in denen ich nicht in Verantwortung handle.
Sich stellen: Nachdem ich eine Situation erkannt habe, in der ich nicht in Verantwortung unterwegs bin, stelle ich mich dieser und arbeite daran, sie aufzulösen und in Verantwortung zu kommen.
Was mache ich jetzt damit?
Eins meiner wichtigsten Ziele für 2021 ist bereits, dass ich den Responsibility Process für mich besser verstehen, verinnerlichen und anwenden will. Ich möchte noch stärker in konkreten Konstellationen daran arbeiten, in Verantwortung zu gehen, statt andere für meine Situation verantwortlich zu machen. Dabei hilft mir sicherlich die Reflexion mit bestimmten Menschen, die meine Situation und auch meine Ziele kennen. Möglicherweise kommen hier auch Themen hoch, die mich bisher so agieren ließen. Alte Glaubenssätze vielleicht oder Dinge, die ich bisher lieber verdrängt habe. Diese Altlasten kann ich super mit Coaching auflösen, um so wirklich Verantwortung für mich und mein Leben zu übernehmen.
Mich inspiriert dieser Gedanke gerade sehr.
Mein Wunsch für dich?
Überleg doch mal für dich, in welchen Situation du in deinem Leben Verantwortung ausweichst und eher auf den unteren Stufen des Responsibility Process unterwegs bist. Sei da wirklich offen und ehrlich mit dir. Ich kann dir dafür dieses Buch sehr ans Herz legen und möchte dich ermutigen, selbst damit zu arbeiten. Vielleicht kommt auch die Teilnahme an einem der Workshops für dich in Frage und/oder auch ein Coaching bei mir. Sei auf jeden Fall gespannt, welche Erkenntnisse du dabei für dich gewinnst, und sei kreativ darin, Lösungen für deine Themen zu finden.**
UPDATE: Gerade sah es für einen Moment so aus, als wäre mein heute morgen vorgeschriebener Blogbeitrag gelöscht. Was ist danach wohl bei mir passiert? 😉
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* Eine gute Zusammenfassung des Prozesses von Nadine und Henning Wolf, die auch das Buch ins Deutsche übersetzt haben, findet ihr auf der Website von it-agile.
** In einem weiteren Blogbeitrag habe ich noch etwas dazu geschrieben, wie ich den Responsibility Process ganz praktisch für mich anwenden konnte (und immer noch kann).
2 Antworten auf „Ein Beitrag über Verantwortung (oder: Was der Nikolaus gebracht hat)“
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