Ja, das höre ich oft, wenn das Thema Feedback zur Sprache kommt, weil wirklich häufig in Seminaren und Trainings darüber geredet wird, wie man gutes Feedback geben und auch nehmen sollte. Aber sind wir darin wirklich schon richtig gut? Berücksichtigen wir in der Praxis wirklich immer, worauf es bei gutem Feedback ankommt? Ich bin mir sicher, dass ich da nach wie vor noch eine Menge lernen kann.
Bezeichnenderweise fallen mir beim Thema Feedback umgehend die zwei Situationen ein, in denen ich selber richtig schlechtes Feedback bekommen habe, schlecht in der Art und Weise, wie es mir gegenüber geäußert wurde. Das eine kam mit so viel Verzögerung, dass sich der Feedbackgeber selber nicht mehr an die Situation erinnern konnte, die ihn gestört hatte und auf meine Frage nach Beispielen erhielt ich die Antwort: „Da gab es einige, warte mal, mir fällt es nicht mehr so ganz genau ein, erinnerst du dich nicht an das eine Mal ….. ?“ Nein, ich erinnerte mich tatsächlich nicht und das Feedback hat mich mehr verstört, als dass es mich zum Nachdenken anregen konnte. Das andere Feedback kam zwar zeitnah, hängengeblieben ist mir aber vor allem die Art der Formulierung: „Du machst jedes Mal das …, du bist immer so …, du tust dauernd dies …!“
STOP – so bitte nicht!
In beiden Fällen bewirkte das gegebene Feedback bei mir lediglich Frust und Wiederstand und ob es inhaltlich berechtigt war, interessierte mich überhaupt nicht mehr. Kein Wunder, dass beide Male kein konstruktives Gespräch zustande kam.
Sowohl seitens Feedbackgeber als auch Feedbacknehmer gibt es wesentliche Punkte zu berücksichtigen, die ich noch einmal kurz aufführen möchte.
- gib Feedback zeitnah
- formuliere Aussagen als Ich-Botschaften
- erläutere die Wirkung, die das Verhalten des anderen auf dich hat
- beschreibe deine eigene Wahrnehmung, ohne zu werten
- gib konkrete Beispiele für das wahrgenommene Verhalten
- formuliere Beschreibungen sachlich, konkret und in angemessenem Ton
- verallgemeinere dabei nicht
- nenne eigene Wünsche und Erwartungen für die Zukunft oder mach Vorschläge
- sprich die betreffende Person immer direkt an
- geh davon aus, dass auch du dich irren kannst
- hör dem Feedbackgeber aufmerksam zu
- verhalte dich ihm gegebenüber wertschätzend
- frag nach, wenn du etwas nicht verstanden hast
- bedanke dich für das Feedback
- vermeide Abwehrverhalten sowie Rechtfertigungen und Erklärungen
Zum einen sprachen wir darüber, dass man Feedback dem Feedbacknehmer nie aufzwingen soll, sondern der Feedbacknehmer darüber entscheidet, ob er gerade Feedback haben möchte oder nicht. Der Feedbacknehmer muss auch nicht begründen, warum er ggf. kein Feedback möchte. Darüber hatte ich so noch gar nicht nachgedacht und finde diesen Gedanken sehr wertschätzend und rücksichtsvoll. Woher kann ich wissen, in welcher Situation ich den Empfänger ggf. gerade antreffe?
Zum anderen sprachen wir auch über die sicher einigen bekannte Sandwichregel. Die Sandwichregel besagt, dass man negatives Feedback in eine positive Rückmeldung verpacken soll. So bekommt der Feedbacknehmer erstmal etwas Positives gespiegelt, bevor der kritische Aspekt vermerkt wird, der dann wiederum mit einer positiven Äußerung abgerundet wird. Die Intention dahinter ist es, die Kritik etwas abzumildern und sie für den Empfänger einfacher zu machen.
Gerade wenn dieses Vorgehen so standardmäßig eingesetzt wird, wie es der Name schon vermuten lässt, kann das aber kaum zu einem guten Gespräch führen. Bei einer so mechanischen Umsetzung ist dem Feedbacknehmer schon von vorne herein bewusst, dass der positive Teil nur die Einleitung für eine negative Rückmeldung ist. Dieses Vorgehen zeugt meiner Meinung nach von wenig Empathie und Einfühlungsvermögen. Fraglich ist, ob der Feedbacknehmer überhaupt noch empfänglich ist für den positiven Teil, wenn er gedanklich schon auf die negative Keule wartet, die ja jeden Moment kommen muss. Viel ehrlicher ist es doch, dem Feedbacknehmer genau das auch widerzuspiegeln. So könnte man ihn bspw. direkt darauf hinweisen, dass es sowohl positive als auch negative Aspekte gibt, die der Feedbackgeber mit ihm besprechen möchte. Und dann mit den negativen beginnen, bei denen sich der Empfänger noch verbessern kann, um danach die positiven aufzuführen und dem Empfänger nun die Möglichkeit zu geben, sich mit voller Aufmerksamkeit darauf zu konzentrieren. Eine wertschätzende Haltung auf beiden Seiten unterstützt das Vorgehen dabei ungemein. Je klarer es beiden Beteiligten ist, dass es nicht darum geht, jemanden fertig zu machen, sondern ihm dabei zu helfen, seine Aufgaben künftig besser zu erledigen, desto konstruktiver wird das Gespräch verlaufen. Wenn dabei jeder dem anderen eine wohlwollende, positive Haltung unterstellt, wird das Gespräch viel eher erfolgreich verlaufen. Dieser Gedanke zeigt auch, wie wichtig es generell ist, regelmäßig Feedback zu geben – auch wenn es gut läuft! Regelmäßiges positives Feedback unterstützt eine wohlwollende Grundhaltung von vornherein ganz erheblich. Egal wie „geringfügig“ der Anlass für das positive Feedback auch sein sollte: Je selbstverständlicher es ist, regelmäßig überhaupt Feedback zu geben, desto leichter wird es einem auch bei Kritik fallen, weil einfach schon eine wertschätzende Grundstimmung in der Beziehung herrscht und keiner der Beteiligten Sorge haben muss, dass es gleich zum verbalen Schlagabtausch kommt. Hierfür kann man z.B. Kudokarten einsetzen, um positives Feedback gewissermaßen zu ritualisieren und auf diesem Weg ganz selbstverständlich zu machen.
Gutes Feedback wird übrigens dann auch wesentlich leichter, wenn es aktiv eingefordert wird. Denn dann ist klar, dass der Feedbacknehmer ausdrücklich eine konstruktive Einschätzung der anderen Person haben möchte. Selbstverständlich sollten aber auch in diesem Fall die Regeln für gutes Feedback unbedingt eingehalten werden.
Eine Antwort auf „Feedback? Das kann doch mittlerweile jeder!“
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