Kürzlich hatte ich die Gelegenheit, im Rahmen eines Open Spaces eine kleine Session zum Thema Resilienz zu halten. Der eine oder andere, der hier mitliest, weiß, dass es in der Vergangenheit ein paar Themen gab, die mich sehr beschäftigt haben. Heute fühle ich mich aus verschiedenen Gründen sehr viel stärker und bin davon überzeugt, dass ich mir auch für schwierigere Situationen ein besseres Rüstzeug geschaffen habe, sollten sie mal wieder auf mich zukommen. Letztlich kennen wir solche Situationen alle und jeder sollte für sich Mechanismen entwickeln, mit solchen Situationen besser umzugehen. Das war auch meine Intention für diese Session. Weil mir das Thema wichtig ist, möchte ich die Inhalte gerne auch an dieser Stelle weitergeben.
Es klingt vielleicht lustig, dass ich mir als Grundlage für die Session ein Buch ausgesucht habe, das eher wie ein Kinderbuch daherkommt. Das Buch Resilienz – Das wirft mich nicht um von Jutta Heller mit gerade mal 40 Seiten, vielen bunten Bildern und einer niedlichen Analogie zum Känguru hat sicher nicht den Anspruch, eine wissenschaftliche Abhandlung zum Thema Resilienz zu liefern. Ich finde dennoch, dass es die relevanten Aspekte sehr gut auf den Punkt bringt. Das Buch bietet einfache und verständliche Hilfe für schwierige Situationen. Das muss aus meiner Sicht gerade für Laien erst einmal nicht komplizierter erklärt werden.
Was bedeutet Resilienz? Im Buch wird sie folgendermaßen definiert:
„In der Psychologie wird damit die Fähigkeit beschrieben, sich aus jeder beliebigen Lage wieder aufzurichten – durch den Rückgriff auf eigene Ressourcen.“
Wir werden in unserem Leben immer wieder vor Herausforderungen gestellt. Resilienz hilft uns, auf solche Herausforderungen sowohl standfest als auch flexibel zu reagieren. Wenn wir uns stark fühlen und uns unserer eigenen Ressourcen bewusst sind, können wir Schwierigkeiten erfolgreicher meistern und wieder schneller ins Gleichgewicht kommen.
7 Qualitäten helfen.
Die Autorin sieht dafür 7 Qualitäten als hilfreich an:
- Akzeptanz
- Optimismus
- Selbstwirksamkeit
- Eigenverantwortung
- Netzwerk-Orientierung
- Lösungs-Orientierung
- Zukunfts-Orientierung
Im weiteren Verlauf des Buchs beschreibt sie diese Qualitäten und erläutert sie jeweils anhand verschiedener Analogien zum Känguru. So wie das Känguru Nahrung suchen, Revierkämpfe führen und ggf. sogar Feuersbrünste überleben muss, sind auch wir Menschen immer wieder vor Herausforderungen gestellt und müssen verschiedene Situationen in unserem Alltag meistern. Mal ist es Stress im Job durch einen schwierigen Kollegen, mal Termindruck, mal kommen Krankheit oder Scheidung auf jemanden zu, ein Jobwechsel steht an oder die Familie stellt Erwartungen an uns, denen wir gerecht werden sollen. Ich möchte nachfolgend die 7 Bereiche gerne etwas genauer erläutern.
Akzeptanz bedeutet, das anzunehmen, was ich nicht ändern kann.
Damit ist nicht gemeint, dass man alles hinnehmen soll. Es ist aber sinnvoll, sich auf die Dinge zu konzentrieren, die ich verändern kann und dafür meine Energie einzusetzen. Hierfür ist hilfreich, seine eigenen Ressourcen zu kennen und immer zu wissen, was man in seinem Rucksack dabei hat, um diese Stärken bei Bedarf wieder einsetzen zu können.*
Optimismus – es wird wieder besser!
Wenn es uns nicht gut geht, lassen wir den Kopf hängen oder ziehen die Schultern ein. Viel wirkungsvoller wäre es aber genau in dem Moment, dass wir uns aufzurichten und bewegen. In dem Buch wird beschrieben, wie gut wir unseren Körper einsetzen können, um unsere eigene Stimmung zu heben, und wie wirksam dieses „Tool“ ist. Wir können unseren Körper bzw. bestimmte Bewegungen und Haltungen mit positiven Gefühlen verknüpfen. Das einfachste Tool, was ich gerade in stressigen Situationen anwenden kann, ist Atmen. Den Atem habe ich immer dabei und keiner schaut mich merkwürdig an, wenn ich mal tief durchatme. Atmen geht immer. Lächeln auch 🙂 Ich habe im Rahmen einer Meditation eine bestimmte Bewegung fest mit einem Lachen verknüpft. Und es funktioniert tatsächlich immer: Sobald ich diese Bewegung mache, muss ich mindestens schmunzeln und es geht mir jedes Mal ein kleines bisschen besser. Dieser kleine Moment kann manchmal schon ausreichen, um den nächsten Schritt zu machen.
3. Bleib in Balance und steigere deine Selbstwirksamkeit.
Damit es uns gut geht, müssen wir für einen ausgewogenen Wechsel zwischen An- und Entspannung sorgen und darüber einen Zustand des Wohlbefindens aufbauen. Wenn wir uns zu wenig schonen, werden wir krank. Wichtig ist es, frühe Signale unseres Körpers wahrzunehmen, darauf zu reagieren und möglichst rechtzeitig einen Gang runter zu schalten. Besser ist es natürlich noch, wenn wir Pausen immer fest in unseren Tag einplanen, um gar nicht in diese Situation zu kommen. Das können wir zusätzlich verstärken, indem wir darauf achten, unser Bedürfnis nach Selbstwertschutz und Selbstwerterhöhung zu befriedigen und uns mit Hilfe unserer eigenen Ressourcen für schwierigere Zeiten ein dickes Fell zuzulegen.
4. Übernimm Verantwortung für dein eigenes Wohlergehen.
Wir verarbeiten Sinneseindrücke höchst subjektiv und und es passiert sehr schnell, dass wir das Verhalten anderer interpretieren. „Falsche“, weil unpassende Reaktionen sind vorprogrammiert, da unsere Wahrnehmung nicht zwangsläufig richtig sein muss. Um zu einer gemeinsamen Wahrheit zu kommen, ist es wesentlich, die eigenen Wahrnehmungen zu prüfen und infolgedessen auch die eigenen Reaktionen zu hinterfragen. Beides kann ich verändern. Ich kann immer entscheiden, wie ich in einer bestimmten Situation reagieren möchte: So wie immer – und damit mit gleichem Ergebnis – oder auf eine neue Art und Weise, um auch andere Ergebnisse zu erreichen. So übernehme ich Verantwortung für meine eigenen Handlungen und damit auch für mein eigenes Wohlergehen. Auch ein Perspektivwechsel, d.h. das Hineinversetzen in die andere Person, kann mir helfen, eine andere Wahrnehmung zu identifizieren.
5. Netzwerke – zusammen geht alles leichter.
Wir brauchen als soziale Wesen Bezugspersonen, die uns in Krisen als Unterstützer zur Seite stehen. Wer stärkt mich? Wer schwächt mich und raubt mir meine kostbare Energie? Wen bitte ich um Hilfe, wenn ich alleine nicht mehr weiterkomme? Wer hat Eigenschaften, die meine ergänzen? Wer könnte ein Vorbild für mich sein? Ich kann mich selber weiterentwickeln, wenn ich mich mit Menschen umgebe, die anders sind als ich und von denen ich lernen kann.
6. Finde Lösungsideen für dein eigenes Leben.
Mit der uns eigenen Anpassungsfähigkeit können wir Zusammenhänge verstehen und kreative Ideen entwickeln. Diese Eigenschaft sollten wir auch in schwierigen Situationen nutzen und damit beginnen, jeweils die Chancen darin zu erkennen und neue Lösungsansätze für positive Veränderungen zu suchen. Dazu ist es notwendig, dass wir uns selber darüber im Klaren sind, was wir wirklich wollen und unsere eigenen Ziele kennen. Nach diesen Zielen können wir uns ausrichten, denn sie motivieren uns, neue Lösungsansätze zu finden.
7. Welche Ziele sind dir wichtig?
Um die eigenen Ziele zu erreichen, ist eine gute Balance erforderlich. Diese hilft uns, unsere Energie immer im richtigen Maß einzusetzen. Mal sind es die kleinen Schritte, mal die großen Sprünge, die uns unserem Ziel näher bringen. Je wichtiger die eigenen Ziele wirklich sind, desto mehr Kraft und Energie haben wir für deren Umsetzung zur Verfügung. Das hilft uns gerade auch in schwierigeren Momenten, wenn mal wieder größere Herausforderungen auf uns zukommen.
Das wirft mich nicht um.
Hilfreich ist es natürlich, diese 7 Qualitäten schon vor schwierigen Situationen zu kennen und zu verinnerlichen, um damit auch gegen größere Herausforderungen gewappnet zu sein. Mitten in einem kritischen Moment geht es erstmal darum, sich selbst zu stabilisieren, zu schauen, was heil geblieben ist, wieder einen verlässlichen Rahmen zu schaffen und den vollen Fokus auf Stressabbau, Bewegung und Ruhephasen zu legen. Das ist nicht egoistisch, sondern (überlebens-)wichtig, um wieder in die eigene Balance zu kommen. Je besser ich in einem solchen Moment die beschriebenen Qualitäten nutzen kann, um so besser und schneller kann ich ihn hinter mir lassen. Und entwickle so immer stärker das Bewusstsein, dass mich so schnell nichts umwirft.
—
* Seine eigenen Ressourcen kann man bspw. mit der Timeline sehr schön herausarbeiten.
Wenn Du das Häkchen anklickst, wird ein Cookie gesetzt!