Aus der Krise zum neuen Fundament

Anfang Februar mussten wir nach mehreren leidvollen und anstrengenden Wochen unseren Kater Flausch einschläfern lassen. Er war fast neun Jahre bei uns. In all den Jahren und ganz besonders im letzten, wo wir bedingt durch Lockdown und Homeoffice ja fast immer zusammen waren, war er uns ein so treuer Begleiter gewesen. Die nun auf einmal entstandene Lücke war riesig.

Warum erzähle ich euch das? Dieses Erlebnis hat bei mir ein paar Gedanken ausgelöst.

Eine neues Fundament muss her.

Ich war überrascht, wie tief das Loch war, in das ich fiel, als unser Kater nicht mehr da war. Wir waren im Großen und Ganzen recht gut durch das Coronajahr gekommen – sicher auch bedingt durch Flausch und seine Art, uns immer wieder abzulenken. Nach seinem Tod hatte ich plötzlich das Gefühl, dass mich der komplette Coronablues auf einmal überfiel. Mein Fundament, das ich mir letztes Jahr in der Pandemie neu aufgebaut hatte, war schlagartig nicht mehr stabil genug. Ein relevanter Baustein dieses Fundaments war weggebrochen und hatte ein ordentliches Loch hinterlassen.

Lieb gewonnene und wichtige Routinen fielen plötzlich weg, der emotionale Halt, den unser Kater mir gab, war weg, die Leichtigkeit, die er durch seine drollige Art so oft verbreitete und die mir so wichtig ist, hatte gelitten.

In einem älteren Artikel zum Thema Krise hatte ich schon darüber geschrieben, wie wichtig es in Krisenzeiten ist, sich eine neue, in dieser veränderten Situation wieder funktionierende Infrastruktur zu schaffen. Meine wichtigste Aufgabe war es nun, meine Infrastruktur wieder neu zu ordnen und zu reparieren. Das hatte jetzt höchste Priorität.

Es war dringend nötig, den fehlenden Baustein zu ersetzen und das entstandene Loch zu stopfen. Allerdings musste ich nach den stressigen Krankheitswochen erst einmal wieder Energie sammeln, um daran zu arbeiten.

Ich fing daher an, mir neue, unterstützende Routinen zu schaffen, die mir dabei helfen konnten. Das waren bspw. regelmäßige Spaziergänge – und sei es nur ganz kurze in der Mittagspause oder auch längere am Wochenende. Dazu gehörte auch, Sport und Bewegung in meinen Alltag zu integrieren. Oder einfach mehr Kreativität und Abwechslung in den täglichen Speiseplan zu bringen, um aus dem alten Trott heraus zu kommen. Für sich gesehen alles Kleinigkeiten. Aber sie verschafften mir die nötige Energie, um damit das Loch langsam wieder zu stopfen, das der fehlende Baustein gerissen hatte.

Emotionen zu kaschieren kostet viel Energie.

Passend zu meiner Geschichte hatte ich kurz davor einen Instagram-Post von Maik gelesen. Darin ging es um einen Mann, dessen Haustier gestorben war und der sich trotz seiner Trauer bei der Arbeit zusammenreißen und seinen Schmerz verstecken musste. Und wie schwer das ist, sich mit seinen Gefühlen verstecken zu müssen.

Ich war unheimlich froh, dass das in der Form bei mir nicht notwendig war. Dass da KollegInnen (und auch FreundInnen natürlich) waren, denen ich von all dem erzählen konnte, die Trost spendeten und mitgelitten haben. Das machte die Trauer ein klein wenig leichter. Mich die ganze Zeit zu verstellen, hätte mich Energie gekostet, die ich in dem Moment absolut nicht mehr hatte. Ich wünsche mir sehr, dass wir unsere Emotionen nicht verstecken müssen, denn so ist es leichter, sie auch wieder loszulassen.

Auf dem Weg zu einem neuen Fundament.

Gestern durfte nun ein neues Fellchen bei uns einziehen. Darf ich vorstellen: Das ist Boomer, Spitzname vermutlich Bommel. Unser neuer kleiner Buddy, der hier sein „Unwesen“ treiben darf. Noch brauchen wir alle ein bisschen Zeit, um uns aneinander zu gewöhnen, denn für alle fühlt sich die neue Situation noch fremd an. Aber das wird, hier dürfen Vertrauen und Zuneigung wachsen.

Aus der Krise zum neuen Fundament

Ich freu mich auf jeden Fall darauf, dass ich jetzt den fehlenden Baustein ersetzen und mir mein neues Fundament aufbauen kann. Sicherlich nicht nur durch Boomer, aber auf jeden Fall mit ihm zusammen.

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