Was macht ein Scrum Master den ganzen Tag?

Kürzlich kam bei uns im Kollegenkreis die Frage hoch, ob wir Scrum Master eigentlich genügend Zeit für unsere Teams aufbringen. Weil wir gefühlt so oft mit „anderen Dingen“ beschäftigt seien. Daraus entspann sich eine lebhafte Diskussion, die es durchaus Wert zu führen war, denn so einfach konnte diese Frage keiner mit ja oder nein beantworten. Und überhaupt: Was sind denn diese „anderen Dinge“ – gehören sie in den Aufgabenbereich eines Scrum Masters hinein? In der Diskussion zeigte sich, wie viele Fragezeichen die Rolle des Scrum Masters häufig noch verursacht.

In diesem Zusammenhang wurde mir ein interessanter Artikel empfohlen, den ich hier gerne teilen möchte, da er sehr schön zusammenfasst, was ein Scrum Master eigentlich den ganzen Tag über so macht/machen kann. Gerade wenn man noch nicht lange mit Scrum arbeitet oder auch dem eigenen Umfeld Scrum noch nicht so vertraut ist, bietet dieser Artikel sehr gute Anhaltspunkte – für einen selbst und auch für das eigene Umfeld – um sich ein Bild dieser neuen Rolle zu machen.

Der Artikel geht auf die drei verschiedenen Bereiche ein, in denen der Scrum Master wirken kann und die er regelmäßig im Blick behalten sollte:

  1. Teamebene
    Der Scrum Master sorgt in seinem Team dafür, dass das Scrum Framework mit seinen Events und Rollen ordnungsgemäß umgesetzt wird und dass die Teammitglieder den Prozess kennen. Er unterstützt soweit nötig und möglich durch Moderation, Coaching, Hilfe bei methodischen Fragen und als Berater in Konfliktsituationen. Er schützt das Team vor äußeren Einflüssen, die es am Erreichen des Sprintziels hindern und sorgt für die Beseitigung von sogenannten Impediments. Dies kann durchaus auch bedeuten, dass der Scrum Master in Bereichen tätig ist, die weit über das Team hinausgehen. Bei einer reinen Fokussierung auf sein Team wäre der Scrum Master nicht in der Lage, negative Einflussfaktoren von außen zu beseitigen oder dafür zu sorgen, dass störende Rahmenbedingungen Stück für Stück verändert werden.
  2. Teamübergreifende Organisationsebene
    Zu den gängigen Aufgaben eines Scrum Masters gehört es auch, die Weiterentwicklung der eigenen Organisation zu unterstützen, z.B. durch Austausch mit anderen Scrum Mastern, durch die Organisation von teamübergreifendem Wissenstransfer, durch die eigene ständige Weiterbildung und auch indem der Scrum Master das Wissen über Agilität und Scrum bspw. in Form von Schulungen immer weiter in der Organisation verbreitet. Auch wenn diese Tätigkeiten auf den 1. Blick den Eindruck erzeugen könnten, der Scrum Master sei mit anderen Dingen beschäftigt, kommt dies am Ende auch wieder dem Team zugute, so dass man diese Tätigkeiten meiner Meinung nach nicht ignorieren oder einschränken darf.
  3. Anforderungsebene und Product Owner
    Der Scrum Master hat außerdem die Aufgabe, den Product Owner bei dessen Aufgaben zu unterstützen und bei Bedarf zu coachen, z.B. beim Stakeholder-Management oder auch beim Erstellen seines Backlogs.

Dieser Artikel ist natürlich keine ToDo-Liste, die man sklavisch abarbeiten sollte, sondern er liefert einen Überblick, wie vielfältig das Aufgabenspektrum des Scrum Masters ist. Um letztlich zu entscheiden, welche Aufgaben dabei wirklich für den einzelnen Scrum Master relevant sind, spielen nach meiner Erfahrung auch die Reife des Teams und die gegebenen Rahmenbedingungen eine wesentliche Rolle. Wo ist der Unterstützungsbedarf gerade am größten? Wie eigenständig ist das Team schon unterwegs? Welche Impediments behindern das Team?

Wenn der Scrum Master neu mit einem Team zusammen arbeitet oder vielleicht überhaupt selber erst mit Scrum begonnen hat, sollte er sich meiner Meinung nach anfangs durchaus verstärkt auf sein Team und den Product Owner konzentrieren und sich später intensiver mit der Organisation auseinander setzen. Mit steigender Erfahrung wird es aber meiner Meinung nach immer unerlässlicher, dass er seinen Wirkungskreis stetig vergrößert und letztlich auch als Coach und Changemanager in der Organisation agieren kann. Gerade diese Überlegungen haben mich auf den Gedanken gebracht, eine Weiterbildung zum Systemischen Coach und Changemanager zu beginnen, da ich glaube, dieses Wissen kann mich in meiner täglichen Arbeit sehr gut unterstützen.

Mir hilft dieser Artikel sehr, meine Arbeit immer wieder zu reflektieren und mir ein klares Bild zu machen, wo ich mich gerade mehr einbringe und welchen Aufgaben ich möglicherweise noch zu wenig Beachtung schenke. Der Artikel ist außerdem eine gute Basis, um auch mit anderen immer wieder die Rolle des Scrum Masters zu diskutieren. Eine solche Diskussion empfiehlt sich auch im eigenen Team, um ggf. verschiedene Erwartungshaltungen abzugleichen  – was ich nach dem eingangs erwähnten Gespräch auch direkt gemacht habe 🙂

Eine Antwort auf „Was macht ein Scrum Master den ganzen Tag?“

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