Leave it,
like it
or change it.
Ich vermute, diesen Satz kennt der eine oder andere bereits.
Kürzlich hörte ich dazu eine kleine Ergänzung (leider weiß ich nicht mehr wo genau), die ich für sehr wichtig und zielführend halte und die mir selber im vergangenen Jahr geholfen hat, besser mit schwierigen Situationen zurecht zu kommen.
Change yourself.
Anfang letzten Jahres ist mein Vater gestorben. Viel zu schnell nach meiner Mutter, viel zu schnell nach meiner Schwester. Während meine Mutter und meine Schwester sehr plötzlich verstarben, zog sich die Krankheit meines Vaters über einen längeren Zeitraum hin. Das Ende war heftig, er musste noch für drei Wochen in ein Pflegeheim und ich werde wohl nie diesen Tag vergessen, als ich ihn vom Krankenhaus in dieses Heim begleitete. Ich hätte ihm diese Zeit gerne erspart. Mein Vater war für mich immer wie ein Fels in der Brandung. Hatte ich die letzten Todesfälle noch gar nicht richtig verarbeitet, schien mir der Tod meines Vaters endgültig den Boden unter den Füssen weg zu ziehen. Die kräftezehrenden Ereignisse hinterließen deutliche Spuren im privaten Umfeld.
Eigentlich hätte mir das schon völlig ausgereicht. Zum Glück hatte ich meinen davednb, liebe Freunde und tolle Kollegen, die mir durch diese schwierige Zeit halfen. Und meinen Job, der mich auf positivere Gedanken bringen konnte. Dachte ich. Als wäre das alles noch nicht genug, bahnte sich Ende letzten Jahres beruflich eine Krise für mich an, mit der ich nicht gerechnet hatte, auf die ich nicht vorbereitet war und für die ich keine Reserven mehr hatte. Alles zusammen kostete mich unendlich viel Energie und mir war klar, dass das so nicht weitergehen durfte.
Aber was tun?
Leave it?
Like it?
Change it?
Ich konnte die Situation nicht verändern. Ich konnte nicht aus allem so einfach raus. Ich sah mich nicht in der Lage, diese Situation, so wie sie war, zu mögen. Ich wusste einfach nicht mehr weiter und hatte irgendwann Sorge, dass auch noch andere mir wichtige Dinge – Beziehung, Freundschaften … – darunter leiden könnten. Mir war klar, dass sich etwas ändern musste.
Change yourself?
Ich hatte schon erzählt, dass ich in dieser Zeit mit Meditieren begonnen habe. Ich glaube heute, dass das mein erster Schritt war, um selber Veränderungen möglich zu machen und mich um meine eigene persönliche Entwicklung zu kümmern. Das „Projekt Dagmar“ konnte beginnen. Über Meditation schaffte ich es überhaupt erst, wieder ein wenig zur Ruhe zu kommen – genau in diesen 10 – 20 Minuten war alles gut, ganz egal, was um mich herum gerade los war. Dieses Gefühl gab mir zumindest für diesen Moment neue Energie für den vor mir liegenden Tag. Auch wenn ich das nicht explizit nachweisen kann, scheint mir der positive Effekt im Nachhinein enorm. Ich konnte wieder offene Türen um mich herum erkennen, die ich vorher nicht mehr gesehen habe. Konnte Dinge anders machen, Dinge ausprobieren, die mir in dem Moment gut taten.
Als zweiten Schritt habe ich mich Anfang des Jahres für einen 4-wöchigen Onlinekurs von Laura Malina Seiler angemeldet. Es war mir egal, dass ich dafür morgens früher aufstehen musste. Ich wollte für mich Wege finden, um besser mit meiner Situation zurecht zu kommen und brauchte vor allem einen Zeitraum für mich, in dem im Inneren alles ok war, da das im Außen gerade nicht funktionierte.
Zu der Zeit kam ein Kollege mit der Idee auf mich zu, dass wir uns mit zwei weiteren Kollegen zusammen konzentriert einen Tag pro Woche mit Lernen und Weiterbildung im agilen Umfeld beschäftigen. Mir schien diese Idee in dem Moment wie eine Art Rettungsanker, um meine berufliche Situation aushalten zu können und auch hier wieder ins Handeln zu kommen. Ich habe ohne zu Zögern ja gesagt – mein dritter Schritt.
Von meinem vierten Schritt habe ich hier ebenfalls schon mal erzählt: Ich meldete mich für eine Coachingausbildung an. Zum einen wollte ich das machen, um Coachen zu lernen. Zum anderen war das eine weitere Möglichkeit, mich selbst zu stärken und zu lernen, wie ich besser mit Veränderungen umgehen kann.
Stück für Stück habe ich in der Folge noch viele weitere Veränderungen bei mir selber angestoßen, die mir wieder Mut und Energie gegeben haben, mit meiner Situation klar zu kommen. Meine oben genannten ersten Schritte scheinen mir dabei im Nachhinein wie eine Art Türöffner, um wieder ins Handeln zu kommen und für positive Energie zu sorgen.
Und wie sieht es ein Jahr später aus?
Einige Dinge, die mich so akut gestresst haben, haben sich mittlerweile tatsächlich aufgelöst und spielen keine Rolle mehr. Zum Teil ohne mein aktives Zutun, zum Teil auch mit.
Mir macht mein Job heute mehr Spaß als jemals zuvor. Wenn ich ein Jahr zurück schaue, sehe ich, dass wir einige Schritte nach vorne gemacht haben. Vielleicht sind sie teilweise noch klein, aber ich finde, dass sie in die richtige Richtung gehen. Das bedeutet nicht, dass immer alles Friede, Freude, Eierkuchen ist. Aber ich habe wieder die Energie und Kraft, selber zu gestalten. Ich sehe wieder Handlungsspielräume und finde, das macht einen Riesenunterschied.
Die private Situation ist noch nicht vollständig geklärt, lässt mir aber heute wieder die Möglichkeit zum Durchatmen. Ich weiß noch nicht wie, bin aber ganz fest davon überzeugt, dass ich einen Weg finden werde, entstandene Konflikte zu lösen. Irgendwann. Dieser Gedanke nimmt mir viel Druck und lässt mir auch hier wieder Gestaltungsspielraum, den ich letztes Jahr nicht mehr sehen konnte.
Und ich selber? Ja, ich glaube schon, dass ich mich im letzten Jahr verändert habe. Nicht auf den 1. Blick sichtbar, sondern auch hier sind es die kleinen Veränderungen, die in Summe einen Unterschied machen. Mir geht es heute wieder richtig gut.
Neulich stand ich an der Kaffeetheke und war gerade dabei, mir einen Kaffee zu holen. Eine Kollegin kam die Treppe runter, wir begrüßten uns und sie sagte:
„Endlich lachst du wieder.“
Krisen kommen. Zum Glück gehen sie aber auch wieder. Ich sehe es als mein Recht und auch als Pflicht an, dafür zu sorgen, dass es mir gut geht, um auch schwierigere Zeiten zu meistern. Dabei hilft es mir, zu erkennen, welche Problemlösungsstrategien ich in welcher Situation am besten anwende – ob es nun ein change it, like it oder leave it ist. Oder eben doch ein change yourself.
Eine Antwort auf „Leave it, like it or change it? Change yourself!“
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