Bedeutung von Empathie in der GfK (Fortsetzung Buchrezension)

Ich hatte bereits über den ersten Teil des Buchs Gewaltfreie Kommunikation (GfK) gebloggt. In diesem Blogbeitrag möchte ich gerne auf den nächsten Abschnitt näher eingehen und das Verständnis der GfK von Empathie mit euch teilen.

Ich habe mich selbst bisher immer für einen einigermaßen empathischen Menschen gehalten. Beim Lesen des Buchs bzw. der entsprechenden Kapitel hat der Begriff Empathie für mich noch einmal eine viel stärkere Bedeutung bekommen, es kamen weitere Aspekte hinzu. Echte Empathie zu zeigen und zu leben ist für mich damit zu einer neuen Herausforderung geworden, der ich mich gerne stellen möchte.

Der 4-teilige Prozess der GfK kann in zwei Bereichen eingesetzt werden.

Ich hatte den 4-teiligen Prozess der GfK schon erläutert:

      1. Beobachtungen: Was beobachte ich?
      2. Gefühle: Was fühle ich?
      3. Bedürfnisse: Was brauche ich?
      4. Bitten: Was möchte ich erbitten?

Diesen Prozess kann ich in zwei verschiedenen Bereichen einsetzen:

        • Um mich selbst offen auszudrücken
          Diesen Bereich habe ich in meinem letzten Blogbeitrag ausführlicher  beschrieben.
        • um andere Menschen empathisch aufzunehmen
          Diesen Bereich möchte ich nachfolgend betrachten. Den 4-teiligen Prozess kann ich auch auf andere Menschen anwenden. Wir nehmen wahr, was andere

              1. beobachten
              2. fühlen
              3. brauchen
              4. erbitten

Dazu ist es notwendig, dass wir uns genauer mit der Bedeutung von echter Empathie beschäftigen.

Echte Empathie ist oftmals schwieriger als wir glauben.

Was genau bedeutet echte Empathie? Die Beschreibung klingt eigentlich gar nicht so schwierig:

Empathie bedeutet ein respektvolles Verstehen der Erfahrungen anderer Menschen. Für echte Empathie ist es notwendig, dass ich mit meinem ganzen Wesen zuhöre und wahrnehme.

Echte Empathie bedingt demnach, dass ich meine vorgefassten Meinungen, Bewertungen und Urteile über andere Menschen aufgebe, vollständig präsent wahrnehme und zuhöre und bereit bin, mich ganz offen auf einen anderen Menschen einzulassen.

Und schon klingt das gar nicht mehr so leicht.

Häufig ist es ja so, dass wir schnell einen Ratschlag erteilen oder unseren Gesprächspartner beschwichtigen, wenn uns jemand seine Probleme und Sorgen schildert. Wir äußern unsere Meinung dazu, statt uns mit voller Aufmerksamkeit den Aussagen der anderen zu widmen. Die beste Intention – dem anderen helfen zu wollen und dafür zu sorgen, dass es ihm/ihr wieder besser geht – führt letztlich dazu, dass wir eben nicht vollständig präsent sind, dass wir mit unserem Denken und Fühlen nicht ganz bei dem anderen Menschen sind. Der wichtigste Aspekt von Empathie ist die eigene Präsenz, damit wir ganz für den anderen Menschen und seine Erfahrungen da sein können. Empathie hat somit erst einmal nichts mit vernunftmäßigem Verstehen der Situation oder gar mit Mitleid zu tun.

Wie gelingt es mir, echte Empathie zu zeigen?

Um echte Empathie zu zeigen, hilft mir wieder der 4-teilige Prozess der GfK. Ich kann mich auf diesem Weg voll auf meinen Gesprächspartner konzentrieren und darauf,

        • was er beobachtet,
        • was er fühlt,
        • was er braucht und
        • um was er bittet.

Auf diese Art und Weise kann ich vollständig bei ihm und seinen Erfahrungen sein, statt meine eigenen Erfahrungen und Gedanken in das Gespräch einzubringen.

Durch Paraphrasieren, d.h. durch Wiedergeben der Aussagen des anderen mit meinen eigenen Worten, kann ich sicherstellen, dass ich diese Aussagen vollständig verstanden habe. Ich gebe dem anderen durch meine Formulierung die Möglichkeit, sich entweder verstanden zu fühlen oder ein möglicherweise noch vorliegendes Missverständnis richtig zu stellen. Am besten lässt sich das über Fragen ausdrücken, die sich wieder an dem 4-teiligen Prozess orientieren.

Mit Empathie sind friedliche Lösungen möglich.

Echte Empathie benötigt Zeit – gut investierte Zeit, wenn es mir darum geht, meine Beziehungen zu verbessern und Konflikte zu lösen (oder gar nicht erst entstehen zu lassen). Wir können anderen echte Empathie auch nur dann geben, wenn unser eigenes Empathiebedürfnis ausreichend gestillt ist.

Echte Empathie und Einfühlungsvermögen ermöglichen friedliche Lösungen in verschiedensten Situationen, die in dem Buch ausführlicher beschrieben sind. Sie ermöglichen es bspw. auch, ein „Nein“ zu hören, ohne es persönlich zu nehmen. Sie können leere, oberflächliche Gespräche beleben, Menschen dazu bringen, ihre Gefühle und Bedürfnisse zu äußern und im Extremfall sogar Gewalttaten verhindern. Ich wäre zunächst schon froh, wenn ich mein Empathievermögen in ganz normalen Alltagssituationen stärken könnte. Hier hoffe ich, dass mir das schon erwähnte Trainingsbuch zur GfK weitere Unterstützung geben kann. Das GfK-Buch selbst hat zumindest mein Verständnis von Empathie verändert und mir bewusst gemacht, dass echte Empathie deutlich weiter geht, als einfach nur ein freundliches Miteinander. Immerhin ist Bewusstsein schaffen der erste Schritt hin zu echter Veränderung – ich bin also zuversichtlich, dass ich hier noch einiges lernen kann :-).

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Disclaimer:
Meine Blogbeiträge zum Thema GfK sind lediglich eine kurze Zusammenfassung davon auf Basis des Buchs Gewaltfreie Kommunikation von Marshall B. Rosenberg, die sicherlich kein vollständiges Verständnis für das Thema erzeugen und auch kein ausreichendes Wissen vermitteln können. Hierzu möchte ich euch ganz ausdrücklich entsprechende Literatur darüber oder am besten ein Seminar bei einem in GfK ausgebildeten Trainer ans Herz legen. Mit meinen Blogbeiträgen über GfK möchte ich euer Interesse und eure Neugier für dieses aus meiner Sicht so wichtige Thema wecken.  

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