Visionsarbeit im Coaching (Teil 2)

In meinem letzten Blogbeitrag hatte ich begonnen, Coachingmethoden zur Visionsfindung vorzustellen und mit der Fokusübung zum Erarbeiten der großen Lebensvision des Coachees für einen Zeitraum von 10 Jahren begonnen.

Heute möchte ich euch eine weitere Methode vorstellen, die sogenannte Schaukelstuhlübung*. Diese Methode kann man als Coach dann gut einsetzen, wenn der Coachee zwar an seiner Vision arbeiten will, aber (zumindest erst einmal) nur Klarheit über die kommenden Monate braucht. Die Schaukelstuhlübung ist hilfreich, wenn der Coachee für einen sehr konkreten kurzen Zeitraum erarbeiten möchte, was er erreichen will. In diesem Fall wäre die Fokusübung zu umfassend und würde den Coachee möglicherweise überfordern, weil sie nicht für sein Anliegen passt.

Schaukelstuhlübung für die nächsten Monate.

Die Schaukelstuhlübung passt sehr gut, wenn der Coachee einen Blick auf die vor ihm liegenden Monate werfen möchte, wenn er sich in den kommenden Monaten vor einer unmittelbar bevorstehenden Herausforderung sieht oder wenn er sich mit einer konkreten Lebensfrage beschäftigt, die er/sie in den nächsten Monaten für sich beantworten will.

Vom grundsätzlichen Vorgehen her ist die Schaukelstuhlübung ähnlich aufgebaut wie die Fokusübung.

      • Zunächst legt der Coach mit dem Coachee fest, welcher Zeitraum genauer betrachtet werden soll: Was will der Coachee jetzt gerade für die nächsten 2, 4, 6 … Monate erreichen? Welche Herausforderung ist zu meistern?
      • Der Coachee schließt die Augen, atmet 1-2 Mal tief durch und stellt sich in Gedanken vor, wie er/sie mit 80 Jahren gesund und fit in einem Schaukelstuhl auf der Veranda seines Hauses sitzt. Alles ist easy und entspannt, das Leben hat es gut mit dem Coachee gemeint, es geht ihm/ihr richtig gut. Der Coachee versetzt sich so intensiv wie möglich gedanklich in diesen positiven Zustand und blickt auf ein erfülltes, glückliches Leben zurück. Sein Fokus liegt dabei auf dem ausgewählten Zeitraum.
      • Im 2. Schritt öffnet der Coachee wieder die Augen und schreibt aus dieser positiven Stimmung heraus alles auf, was in diesem erfüllten Leben in dem ausgewählten Zeitraum passiert ist, das er/sie sich gerade in Gedanken ausgemalt hat. Der Coach kann sie/ihn dabei mit folgenden reflektierenden Fragen unterstützen:
          • Wie sah dieses Leben aus?
          • Was ist darin passiert?
          • Welche Schwierigkeiten gab es möglicherweise zwischendurch und wie wurden diese gelöst?
          • Welche Fragen gab es für den Coachee? Wie konnte er/sie diese Fragen beantworten?
          • Welche Menschen sind dem Coachee in seinem/ihrem Leben begegnet? Vom welchen Menschen musste er/sie sich trennen?
          • Gab es Situationen, in denen der Coachee zum 1. Mal wirklich JA zu etwas gesagt hat? Oder NEIN? Wie hat er/sie das geschafft?
          • Welche scheinbar auswegslosen Situationen gab es vielleicht und wie hat der Coachee diese gelöst?
          • Welche Wendungen in seinem/ihren Leben gab es?
          • Welche traurigen Moment hat der Coachee erlebt? Welche positiven Erfahrungen hat er/sie gemacht?
          • Welches Fazit gab es möglicherweise am Ende?
      • Wichtig ist dabei, dass der Coachee wirklich ALLES so genau wie möglich aufschreibt und sich ein so detailgenaues Bild wie möglich ausmalt.
      • Als nächstes schließt der Coachee erneut die Augen, atmet wieder tief ein und aus und achtet dabei genau darauf, wie sich sein/ihr Körper anfühlt, nachdem er/sie dieses Bild aufgeschrieben hat. Wie fühlen sich Oberarme, Schultern, Bauch …. an? Nach dem nochmaligem Ein- und Ausatmen kann er/sie die Augen wieder aufmachen.

Mit dieser Coachingmethode wird die Fantasie des Coachees angeregt, sich die nächsten Monate so intensiv wie möglich und auch so positiv und stark wie möglich vorzustellen. Diese Übung kann dem Coachee transparent machen, was ihm/ihr für die kommenden Monate wirklich wichtig ist. Es kann auch durchaus sinnvoll sein, diese Übung alle paar Monate zu wiederholen.

Werte spielen in der eigenen Lebensvision eine wesentliche Rolle.

Als zusätzliche Unterstützung bzw. als eine Art „Leitfaden fürs Leben“ kann der Coach mit dem Coachee auch dessen Werte ermitteln und diese in die Visionsübung integrieren. Wenn der Coachee seine eigenen Werte kennt und sich derer bewusst ist, kann er/sie bei täglichen konkreten Entscheidungen zu Rate ziehen und immer wieder überprüfen, ob sie ausreichend berücksichtigt werden. Der Coachee könnte bspw. regelmäßig reflektieren:

      • Was ist mir wichtig? Welche Werte sind relevant für mich?
      • Was bedeuten mir Erfolg, Glück, Zufriedenheit, Abenteuer …?
      • Wie intensiv gelingt es mir aktuell, meine Werte in mein Leben zu integrieren?

Um den Effekt dieser Visionsübung noch zu verstärken und diese Herangehensweise noch intensiver auch im täglichen Leben zu verankern, kann die Fragestellung helfen: Was würde mein 80-jähriges ICH in meiner Situation jetzt tun?

Visionsarbeit im Coaching (Teil 2)

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* Die Übung ist auch wieder aus einem edition f-Video von Curse. Um an die Videos ranzukommen, muss man Member bei edition f sein, so dass ich die Videos hier selbst leider nicht verlinken kann. Dies ist keine Werbung, sondern lediglich ein Hinweis, wo ihr bei Interesse weiterführende Informationen findet.

 

 

 

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