In meinen beiden letzten Beiträgen hatte ich euch bereits zwei Tools vorgestellt, wie ihr mit einem Coachee an seiner/ihrer Vision arbeiten könnt – die Fokusübung für eine langfristige Vision und die Schaukelstuhlübung für den Blick auf die nächsten Monate.
Heute möchte ich euch eine Möglichkeit vorstellen, wie ihr eurem Coachee helfen könnt, ins Handeln zu kommen. Wenn der Coachee seine Vision erarbeitet hat, kann es nämlich leicht passieren, dass diese Vision überfordert oder dass der Coachee einfach nicht weiß, wie er/sie überhaupt anfangen soll. Eine gute, kraftvolle und inspirierende Vision für die Zukunft zeichnet sich oftmals gerade dadurch aus, dass sie groß und in der Umsetzung als nicht so einfach erscheint. Genau dann beinhaltet sie möglicherweise die Dinge, die man sich wirklich von ganzem Herzen wünscht und anstrebt. Eine solche starke Vision kann den Coachee aber natürlich auch leicht abschrecken und mutlos machen, weil der Weg dahin für ihn/sie noch überhaupt nicht erkennbar ist.
Die folgende Methode könnt ihr daher nutzen, mit dem Coachee Ideen zu entwickeln, wie er/sie trotzdem mit der Realisierung seiner/ihrer Vision loslegen kann.
Die Straßenkehrübung, um ins Handeln zu kommen
Die Straßenkehrübung* ist ein schöner Impuls, um ins Handeln zu kommen. In dem zugehörigen edition f-Video stellt Curse diese Methode mit Hilfe der Geschichte von Beppo, dem Straßenkehrer aus dem Buch Momo von Michael Ende vor:
Beppo, der Straßenkehrer, ist Momos bester Freund. Seine Aufgabe ist es, die Straßen der Stadt sauber zu halten.
Momo: Die Stadt ist so groß! Wie machst du das?
Beppo: Wenn ich von oben vom Berg aus auf die Stadt schaue, bin ich müde, bevor ich angefangen habe. Wenn ich aber den Besen nehme, ihn in der Hand fühle, meine Füße spüre und einfach den 1. Schritt mache, fokussiert und Schritt für Schritt loslege ohne aufzuschauen, dann ist plötzlich die ganze Straße sauber. So mache ich weiter, bis ich alle Straßen gereinigt habe und am Ende die gesamte Stadt sauber ist.
Diese kleine Geschichte aus dem Buch ist eine schöne Analogie dafür, wie man sich eine sehr große Aufgabe, d.h. in unserem Beispiel die erarbeitete Vision, in kleine, machbare Schritte zerteilen kann.
Wo stehe ich im Hinblick auf meine Vision?
Um zunächst einmal Klarheit zu gewinnen, kann mein Coachee die Umsetzung seiner/ihrer Vision mit Hilfe einer Skala von 1 – 10 visualisieren. Es geht erst einmal darum, gemeinsam zu reflektieren, wo er/sie gerade steht im Hinblick auf seine Visionsarbeit. Dabei bedeutet die 1 = ich habe noch gar nichts getan und die 10 = ich habe die Aufgabe vollständig erledigt und meine Vision vollständig umgesetzt.
Wie komme ich ins Handeln?
Als nächstes kann ich mit dem Coachee ganz konkret überlegen, was er/sie tun kann, um auf der gerade visualisierten Skala die nächste Stufe zu erreichen. Wie Beppo in der Geschichte schauen wir hier (noch) nicht auf die 10, sondern immer nur auf die nächste Stufe, d.h. auf den nächsten Schritt, der meinem Coachee möglich erscheint.
Als Coach kann ich diesen Reflexionsprozess mit Fragen begleiten:
Was genau wäre der kleinstmögliche Schritt, den mein Coachee tun kann, um mit der Visionsarbeit zu beginnen und die nächste Stufe zu erreichen? Was genau könnte diese nächste Stufe sein? Was ist für ihn/sie vorstellbar und machbar?
Was wären drei möglichen Aktivitäten, die meinen Coachee Stück für Stück der Realisierung seiner/ihrer Vision näher bringen?
Mit was könnte er/sie ganz konkret heute anfangen, um seine/ihre Vision zu leben?
Wenn ich mit dem Coachee den nächstmöglichen Schritt herausgearbeitet habe, mit dem er ganz konkret heute noch beginnen kann, treffe ich mit ihm die Vereinbarung, ganz genau das als nächstes zu tun.
Ziel ist es, den Coachee auf diesem Weg ins Handeln zu bringen und ihm dabei zu helfen, Stück für Stück seine Vision umzusetzen. Indem ich mit dem Coachee seine/ihre Vision in kleine – für den Coachee vorstellbare – Schritte herunterbreche, wird die zunächst vielleicht noch unvorstellbare Vision immer machbarer für den Coachee. Und mit jedem erreichten Schritt gewinnt er/sie mehr Sicherheit und Vertrauen darin, dass diese Vision für ihn/sie erreichbar ist.
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* Diese Übung ist erneut aus einem edition f-Video von Curse, auf das man leider nur als Member Zugriff hat. Dies ist keine Werbung, sondern lediglich ein Hinweis, wo ihr bei Interesse weiterführende Informationen findet.
Eine Antwort auf „Visionsarbeit im Coaching (Teil 3)“
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