Visionsarbeit im Coaching (Teil 4)

Im vergangenen Jahr hatte ich euch bereits drei Methoden vorgestellt, wie man im Coaching eine Vision erarbeiten kann. Nun steht also die Vision, der Coachee arbeitet daran, seine nächsten Schritte zu gehen …. aber was ist, wenn es nicht so läuft, wie er/sie sich das vorgestellt hat? Wenn ein Problem auftaucht, mit dem er/sie nicht gerechnet hatte und für das er/sie keine Lösung parat hat? Auf einmal kommt es doch ganz anders als gedacht und im schlimmsten Fall geht vielleicht sogar alles schief?

Was tun, wenn es im Leben nicht so läuft wie gewünscht?

Rund um das Thema Visionsarbeit möchte ich euch daher noch eine weitere Methode an die Hand geben, die Curse ebenfalls in einem edition f-Video vorgestellt hat.* Diese Methode soll den Coachee in seiner Visionsarbeit unterstützen, auch in schwierigeren Situationen vorhandene Ressourcen zu erkennen und darüber wieder Wege zum Handeln zu finden.

Wenn Probleme in der Visionsumsetzung auftauchen, kann das beim Coachee natürlich verschiedene Reaktionen hervorrufen: Wut vielleicht. Frust. Oder Ratlosigkeit und sogar Angst. Da gilt es zunächst einmal, diese – ungewollte, unerwartete – Situation anzunehmen wie sie ist. Zumindest in seiner Wahrnehmung hat der Coachee nur bedingt Einfluss darauf, etwas an dieser Situation zu verändern. Hier hilft es, wenn der Coachee mit Unterstützung des Coaches diese Situation erst einmal bewusst wahrnimmt und versucht, sie mit neugierigem und realistischem Blick als eine Art „Feedback vom Leben“ anzusehen.

Eine hilfreiche Frage des Coaches kann dabei sein:

Was ist das Gute an dieser Situation?

Diese Fragestellung soll dem Coachee helfen, die Situation aus einer anderen Perspektive zu betrachten und die für ihn/sie möglicherweise hilfreichen Aspekte darin zu erkennen. Dazu ist es notwendig, die zunächst empfundenen Emotionen einmal beiseite zu lassen und in Ruhe und mit realistischem Blick auf die Situation zu schauen.

Dabei geht es aber bitte nicht darum, die Dinge schön zu reden oder ggf. Wut oder Angst wegzudrücken. Dies würde bedeuten, dass der Coachee aus der erlebten Situation keine Erkenntnisse für sein eigenes Wachstum gewinnen kann, sondern die mögliche Erfahrung darin verpasst. Um aus der Situation etwas zu lernen und wieder ins Handeln zu kommen, ist ein Gesamtblick auf alle Facetten in dieser Situation nötig und hilfreich.

Reflexionsarbeit zur Ressourcenstärkung

Bei der Reflexion anhand obiger Fragestellung können ggf. auch alte, negative Glaubenssätze hochkommen, die den Coachee heute noch einschränken, obwohl sie sachlich betrachtet längst nicht mehr zum ihm/ihr passen. Dies wäre dann ein guter Ansatzpunkt für den Coach, anschließend mit dem Coachee an der Auflösung solcher einschränkenden Glaubenssätze zu arbeiten. Dafür eignet sich bspw. die Timelineübung sehr gut. Sie zeigt dem Coachee sein/ihr eigenes Potenzial auf, womit sie/er die eigenen Ressourcen und auch die notwendige Widerstandskraft und die eigene Resilienz stärken kann, um die sie/ihn gerade behindernde Situation erfolgreich zu meistern.

Mit Hilfe der Timeline oder Lebenslinienübung können Coach und Coachee zusammen ein paar schwierige Momente aus der Vergangenheit des Coachee auf Karten schreiben und diese Situationen einzeln wirken lassen und der Reihe nach durchgehen. Der Coach könnte dabei u.a. fragen:

      • Wie bist du damals aus dieser Situation herausgekommen?
      • Was war damals deine Lösungsstrategie?
      • Wer hat dir damals dabei geholfen?
      • Wie kannst du das damals Erlebte in der heutigen Situation für dich nutzen?
      • Was würde dir dein 80-jähriges Ich aus seinem Schaukelstuhl heraus raten?
      • Was wäre für dich der nächstmögliche kleinste Schritt, um das zu tun?

Hierbei geht es darum, dass Coachee selbst erkennt, was er/sie in der Vergangenheit schon alles gemeistert hat, welches Potenzial er/sie gerade in Krisenzeiten entfalten kann und dass er/sie schon in anderen schwierigen Situationen Lösungen gefunden hat.

Der Fokus auf das Positive lässt wieder Lösungen zu.

Nichts scheint erstmal gut an einer schwierigen Situation. Ich selbst kam aber gerade im Nachhinein oft für mich zu der Erkenntnis, dass auch solche Situationen in meinem Leben, die mir in dem konkreten Moment so unfassbar schwierig und unlösbar erschienen, im Endeffekt etwas Gutes für mich hatten. Dass sie mich zu einer Veränderung gebracht haben oder zu einer Entscheidung, die ich später als eine der besseren oder sogar besten in meinem Leben erkennen konnte. Vor allen Dingen lässt dieser Fokuswechsel weg von dem einen Problem aber zu, dass ich andere Möglichkeiten überhaupt wieder wahrnehme. Und wenn ich mir meiner Ressourcen und Fähigkeiten bewusst bin, habe ich auch für die Zukunft eine größere Zuversicht, dass ich ein Problem letztlich immer irgendwie gut für mich meistern kann.

 


* Auf diese Übung aus einem edition f-Video von Curse hat man leider nur als Member Zugriff. Dies ist keine Werbung, sondern lediglich ein Hinweis, wo ihr bei Interesse weiterführende Informationen findet.

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