Ich hatte ja bereits geschrieben, dass ich mein vergangenes Jahr als ein sehr anstrengendes empfunden habe und dass das für mich auch der Grund war, mit Meditation anzufangen. Daraus ist irgendwann ein sehr schönes morgendliches Ritual geworden, das mich meinen Tag heute deutlich entspannter beginnen lässt, als es in der Vergangenheit der Fall war.
Als ich kürzlich im Rahmen eines Seminars gefragt wurde, ob ich eine bestimmte Morgenroutine hätte, antwortete ich sehr einsilbig „Meditieren und Schreiben“. In ähnlich knappem Ton wie meine pubertierende Nichte früher „Verschiedenes“ sagte, wenn sie Erwachsenenfragen nicht beantworten wollte. Mir war die Frage zu persönlich, ich fand bisher immer, es geht niemanden etwas an, wie ich meinen Morgen verbringe. Aber gerade weil dieser veränderte Beginn des Tages für mich so einen positiven Effekt hatte, ist hier vielleicht doch genau der richtige Ort, mehr darüber zu erzählen.
Was also habe ich genau gemacht? Dazu muss ich gleich mit dem einzigen „negativen“ Part beginnen, den diese Veränderung für mich am Anfang hatte: Ich bin früher aufgestanden, als bisher. Zuerst eine halbe Stunde, was mir ziemlich schwer fiel. Mit dem Gedanken „probier es einen Monat und dann sehen wir weiter“ konnte ich mich aber doch jeden Morgen zum früheren Aufstehen aufraffen. Als ich im Laufe der Zeit merkte, wie gut mir diese Zeit morgens tat, wurde sehr bald – und vor allem sehr freiwillig – eine ganze Stunde daraus.
Ich hoffe, ich habe jetzt nicht schon die ersten Leser vergrault 🙂 Denn die gute Nachricht ist: Aus meiner Sicht kann man auch mit 10 oder 15 Minuten etwas erreichen. Viel wichtiger ist es, regelmäßig dabei zu bleiben. Also wirklich täglich.
Meinen Tag beginne ich immer mit einer Meditation. Anschließend koche ich mir einen Kaffee und kümmere mich um meinen Kater. Manchmal auch umgekehrt, wenn sein Hunger größer ist als mein Verlangen nach Koffein.
Während ich meinen Kaffee trinke, mache ich mir Notizen zum Tag. Früher machte ich das in einem normalen Notizbuch. Ich schrieb alles auf, was mir so durch den Kopf ging und was mich beschäftigte. Irgendwann brachte mich Sophia auf dieses schöne Buch hier, das ich seitdem sehr regelmäßig fülle. Also natürlich mein eigenes, nicht ihres :-).
Sechs Minuten? Das scheint ja wirklich machbar zu sein. Das 6-Minuten-Tagebuch ist dabei aufgeteilt in zwei Teile: Die obere Hälfte jeder Seite ist für morgens, die untere Hälfte für abends und beide Teile beinhalten jeweils drei Fragen bzw. Denkanstöße, die man für jeden einzelnen Tag ausfüllen kann. Am Ende der Woche gibt es eine Seite mit ausführlicheren Fragen und am Ende jeden Monats einen Rückblick für die verschiedenen Lebensbereiche wie Gesundheit, Job, Familie, Beziehungen etc., der einem regelmäßig einen Überblick verschafft, in welchen Bereichen sich Verbesserungen ergeben haben und in welchen Bereichen vielleicht noch etwas fehlt.
Ach, erwähnte ich es eigentlich schon? Von meinem Smartphone lasse ich in der ganzen Zeit die Finger weg. Zum einen kommt mir so nichts in die Quere, was ich um die Zeit noch nicht lesen will und mich gedanklich ablenkt. Zum anderen verdaddel ich die gewonnene Zeit nicht einfach im Internet, sondern nutze sie ganz bewusst für mich.
In der Zeit, die nach dem Ausfüllen des Tagebuchs noch übrig bleibt bis ich unter die Dusche muss, lese ich Bücher, übe Sketchnotes und Schreiben, mache mir Notizen oder höre Podcasts, trinke dabei meinen Kaffee und bereite mich gedanklich auf den Tag vor. Und ich kann euch sagen: In der Regel starte ich heute fröhlicher und beschwingter in den Tag als das noch vor einem halben Jahr der Fall war. Mein Tag beginnt nicht mehr gestresst und in Eile und ich denke auch deutlich weniger darüber nach, was möglicherweise schief gehen könnte an dem Tag, der vor mir liegt. Gut investierte Zeit für mich!
Meine morgendliche Routine ist zum Teil intuitiv entstanden, zum Teil wurde ich inspiriert durch das bereits erwähnte Buch von Curse. Am Ende kommt es darauf an, dass jeder für sich den passenden Tagesbeginn findet. Ich bleibe mittlerweile in der Regel auch am Wochenende und im Urlaub dabei – nur dann ein bisschen später als an normalen Werktagen. Mir ist mein morgendlicher Start in den Tag mittlerweile ziemlich wichtig geworden.
So wichtig, dass mich das Thema sogar dazu gebracht hat, heute diesen Blogbeitrag darüber zu schreiben, anstatt das alles für mich zu behalten. Ich kann eine schöne Morgenroutine – wie auch immer sie aussieht, wie lang auch immer sie sein mag – jedem wirklich nur wärmstens empfehlen. Fangt einfach mal mit 10 oder 15 Minuten an und tut in der Zeit etwas, das nur für euch ist. Haltet einen Monat durch und schaut, was passiert. Vielleicht geht es euch ja wie mir und ihr möchtet auf einmal gerne mehr davon.
Und falls mich wieder mal jemand fragen sollte, wie ich meinen Tag beginne, werde ich nicht mehr so kurz angebunden antworten, sondern kann einfach hier auf diesen Blogbeitrag verweisen 🙂
4 Antworten auf „Routinen, Routinen …“
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