Building trust

Schon vor einer Weile war mir der Artikel Building Trust und das darin verlinkte Spiel The Evolution of Trust zum Thema Vertrauen über den Weg gelaufen, aber genauso fix auch wieder vom Radar verschwunden. Möglicherweise wollte ich damals aus verschiedenen Gründen gerade nicht weiter über dieses Thema nachdenken. Vielleicht hatte ich damals aber auch einfach nur noch kein Blog 🙂 Nun tauchte der Artikel bei @Barbnerdy wieder auf und da ich mich in letzter Zeit verstärkt mit Werten, Kultur und Haltung beschäftige, stieß er diesmal bei mir auf größeres Interesse.

Das Gefangenen-Dilemma ist ein Beispiel für wenig Vertrauen.

In dem Artikel geht es um das Thema Vertrauen. Dabei wird zunächst das sogenannte Gefangenen-Dilemma genauer betrachtet:

Two members of a criminal gang are arrested and imprisoned. Each prisoner is in solitary confinement with no means of communicating with the other. The prosecutors lack sufficient evidence to convict the pair on the principal charge, but they have enough to convict both on a lesser charge. Simultaneously, the prosecutors offer each prisoner a bargain. Each prisoner is given the opportunity either to betray the other by testifying that the other committed the crime, or to cooperate with the other by remaining silent. The offer is:

            • If A and B each betray the other, each of them serves two years in prison

Im Gefangenen-Dilemma wird davon ausgegangen, dass wir Menschen nach unseren eigenen Interessen handeln, um uns selbst zu schützen. Nach dieser Theorie sind unsere eigenen Interessen wichtiger als Kooperationen mit anderen. Im beschriebenen Szenario würde also jeder der beiden Gefangenen versuchen, den anderen zu hintergehen, um selbst besser weg zu kommen.

Das klingt doch ziemlich traurig.

Wenn wir nun wirklich alle so handeln würden, wäre das in der Tat ein ziemlich trauriges Szenario. Der Artikel revidiert diese Sicht zum Glück bzw. zeigt die besonderen Gegebenheiten des Gefangenen-Dilemmas auf: Selbst wenn die beiden Gefangenen kooperieren, würden sie in Summe verlieren, da ihnen in jedem Fall eine Strafe droht. Zudem dürfen sie nicht miteinander reden, so dass sie gar nicht wissen können, wie die Rahmenbedingungen für den jeweils anderen Gefangenen sind. Über die Intention des anderen können sie nur Vermutungen anstellen, ohne sich diese vom anderen bestätigen zu lassen.

Tatsächlich ist es aber so, dass in üblichen Alltagssituationen zwischen Menschen Kommunikation und Dialog stattfinden und darüber gegenseitiges Verständnis aufgebaut werden kann. Oder zumindest versuchen es die Beteiligten in der Regel bis zu einem gewissen Grad (der sicher sehr individuell ist).

Was nötig ist, damit Vertrauen entstehen kann.

In dem Artikel werden 3 Bedingungen genannt, die für den Aufbau von Vertrauen notwendig sind:

      • REPEAT INTERACTIONS; Trust keeps a relationship going, but you need the knowledge of possible future repeat interactions before trust can evolve. Therefore, the more you get to know the other person, the more you trust them
      • POSSIBLE WIN-WINS; You must be playing a non-zero-sum game, a game where it’s at least possible that both players can be better off.
      • LOW MISCOMMUNICATION If the level of miscommunication is too high, trust breaks down. But when there’s a little bit of miscommunication, it pays to be more forgiving.

Also auch wenn wir in Zeiten leben, die eher wenig von Vertrauen geprägt sind, ist es laut zitiertem Artikel dennoch möglich, Vertrauen aufzubauen, indem wir unsere Beziehungen stärken und Lösungen finden, mit denen beide Seiten am Ende besser gestellt sind.

Kommunikation stärkt Kooperation.

Ich persönlich möchte das sofort unterschreiben, denn ich sehe das in meinem eigenen Alltag und in meinen eigenen Beziehungen durchaus bestätigt. Im privaten Umfeld sowieso – hier liegt es ja gewissermaßen in der Natur der Sache, dass ich Beziehungen pflege, die mir wichtig sind. Es gilt aber auch im beruflichen Kontext – aus meiner Sicht die deutlich größere Herausforderung, da ich hier nicht immer wählen kann, mit wem ich es zu tun habe. Je mehr ich gerade hier Beziehungen Raum gebe und sie durch regelmäßigen Austausch oder auch bspw. gemeinsame Mittagessen stärke, desto vertrauensvoller wird aus meiner Sicht die Zusammenarbeit. Für agile Teams ist das ein ganz wesentlicher Aspekt, den wir unter anderem durch die unserer Arbeit zugrunde liegenden Werte Offenheit, Respekt, Mut, Fokus und Commitment, das agile Manifest und auch die agilen Prinzipien leben. Klappt natürlich nicht durchgehend gut. Aber es hilft schon, sich das immer wieder bewusst zu machen.

Unsere Form der Zusammenarbeit stärkt aus meiner Sicht das gegenseitige Vertrauen. Homeofficetage und Skypemeetings sind bei uns im Team immer weniger gewünscht. Stattdessen zählt das miteinander Reden von Angesicht zu Angesicht. Regelmäßige Retrospektiven im Team ermöglichen ein sukzessives besseres Kennenlernen, womit wir unser Vertrauen untereinander stärken. Verschiedene Formate wie die Lunchgames oder unsere Agile Session Time erleichtern das Kennenlernen und Netzwerken auch über Teamgrenzen hinaus.

Das funktioniert, wenn wir dabei nicht nur den jeweils eigenen Vorteil im Blick haben. Je mehr es uns gelingt, aus einer gemeinschaftlichen Sicht heraus Ziele zu verfolgen, desto mehr können wir meiner Meinung nach für alle Beteiligten win-win-Situationen schaffen, gemeinsam Probleme lösen und darüber das gegenseitige Vertrauen stärken.

Dieses Denken zu stärken, Vertrauen vorzuleben und damit insgesamt gute Beziehungen zu ermöglichen sehe ich als wesentlichen Teil meiner Aufgabe als Scrum Master an. Mein Teil ist es, diesen Raum zu schaffen, in dem Vertrauen möglich ist. Hier spielt für mich auch das Thema Psychological Safety eine ganz wichtige Rolle, wozu ich schon mal einen Blogbeitrag geschrieben hatte. Manchmal hilft auch ein ganz klares persönliches Statement wie bspw. in meinem kürzlich gehaltenen Talk über Werte. Meine Grundüberzeugung ist es dabei, dass wir in Summe stärker werden, als wenn jeder nur auf seinen Gewinn achtet. Gelingt mir das immer zu 100%? Nein, natürlich nicht. Aber ich hoffe, dass ich Stück für Stück besser darin werde und damit auch eine positive Wirkung in meinem Umfeld erziele.

Gutes bewirkt Gutes.

Das Spiel werde ich auch mal ausprobieren. Unabhängig davon, was dabei herauskommt, möchte ich daran glauben, dass Gutes immer Gutes bewirkt und dass sich Vertrauen lohnt. Karma und so. Sicher funktioniert das nicht immer. In Summe bin ich aber überzeugt davon, dass es passt und sich am Ende auch für alle auszahlt.

Building trust

 

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